Das Ich des Ich's nennt man heute nicht transzendentales selbst, sondern Identität.
"Die höchste Aufgabe der Bildung ist, sich seines transzendentalen Selbst zu bemächtigen, das ich seines Ich's zugleich zu sein". (Novalis)
Das Ich des Ich's ist das Resultat selbst selektiver Prozesse, und ist gerade darum auf mit Selektion durch andere angewiesen. Nicht Steigerung, sondern Selektion aus eigenen Möglichkeiten ist jetzt das Problem. Wenn Selbstdarstellung als "Bildung" der eigenen Individualität gesellschaftlich freigegeben, also Kontingent gesetzt ist, bedarf genau sie der sozialen Abstützung.
Die Bewusstseinsschwelle, an dem man die eigene "Präsentation des selbst im täglichen Leben" registriert, wird unter modernen Lebensbedingungen erheblich gesenkt. Gerade dann ist man auf den Takt anderer angewiesen, die gleichgültig genug sind, um Diskrepanzen von Sein und Schein nicht aufzugreifen - order eben auf jemanden, der an die Einheit von Sein und Schein glaubt oder zu mindest dies zum Gegenstand seiner eigenen Selbstdarstellung macht, an die nun wieder andere glauben müssen.
Mein gedankliches und visuelles Projekt "Me, myself and I" untersucht genau diesen Zusammenhang, allerdings bediene ich mich dem Medium der Kunstgeschichte, weil genau hier in einem exzellenten Fundus der überlieferten Ich- Zustandsformen aus übergreifenden Kulturepochen gespeichert wurde. Die Malerei als ein Sujet der gespeicherten Sozial - und Geschichtswissenschaften ist mehr als nur bildwissenschaftliche Analyse, sie zeigt auch gleichwohl auf, wie "medienwirksam" eine geschichtliche Persönlichkeit (in diesem Fall die Künstlerpersönlichkeit) ausgeformt wurde. Zu mindestens weiß man, dass sich die überlieferte Geschichte weit weniger mit der wirklich gelebten Geschichte auseinandersetzt. Eine Person wird zur Geschichte gemacht, dies ist eine gesellschaftliche Auseinandersetzung mit der Geschichte selbst. Ich untersuchte in Form der ausgewählten Malerei die Bedeutung der Moderne in unserem jetzigen Darstellungskontext. Sind die gesellschaftlichen Bedingungen nicht weit weniger fortschrittlich oder auch "modern" im Vergleich zu anderen Kulturepochen. Die Bilder die heute archiviert sind haben in einem anderen Zusammenhang vielleicht überhaupt keine Bedeutung mehr, und die übertragenen Persönlichkeiten, sind völlig unwesentlich für die weitere Entwicklung der kulturellen Zusammenhänge.
"Me myself & I" (Auszug) 2003
65 Seiten A4, Tintenstrahldruck auf Aquarellkarton, 200 g / qm
Der Inhalt des Buches sind bearbeitete Bilder alter Meister aus der Malerei, Film und Fotografie, hierbei untersuchte ich die Grenzen zwischen den Medien und deren Reproduzierbarkeit in einem anderen inhaltlichen Kontext. Das Ich, als eine Zustandsbewertung, anders wie in Cindy Sherman’s Fotoarbeiten konzentriere ich mich auf weniger inszenierte Verfremdung des Bildes. So karikiere ich nicht den Bildinhalt sondern reflektiere in das Bild einen eigenen stilistischen Akzent.
the ego of the ego's called today not even transcendental, but identity.
"the highest task of education is to take possession of his transcendental self, the ego of his i's at the same time being". (novalis)