Ausstellungskonzept: ZARATHUSTRA 2012 | © Katja Hochstein
Ort: Galerie Rasch Frankfurter Straße 72_34121 Kassel_www.galerie-rasch.de Ausstellungszeitraum: 02. – 16. März 2012, Ausstellungseröffnung: 02.03.2012 mit einer Performance von Katja Hochstein (Malerei), mit Monika Herrmann (Violoncello) abschließendes Künstlergespräch: 16.03.2012
Einleitung: Zarathustra – in Anlehnung an Friedrich Nietzsches Fassung: „Also sprach Zarathustra…“ | Ein Buch für Alle und Keinen
Ausgangspunkt des Ausstellungsprojektes ist die Auseinandersetzung mit der mythologischen – historischen und philosophischen Figur des „Zarathustra“. Wie kann ein so kopflastig anmutendes philosophisches Geschichtsfragment, wie die eines „Propheten Zarathustra“ in einer künstlerischen Form artikuliert werden? Ist diese philosophisch betrachtete „Figur“ nicht nur Parodie, entlarvende Erkenntnis der Vernunft oder ein beschreibendes Fragment eines Daseinsmomentes jener Zeit? Was macht ein Künstler, ein Philosoph, ein Kritiker, ein Betrachter – sie beobachten die Kultur mit scharfen Sinnen in der die Menschen und sie selbst leben, sie reflektieren Ihre Beobachtungen in einer dialektischen Repräsentanz. Ein Künstler erläutert seine Gesellschaftsbeobachtungen in Form einer Virtualität – ein Bild, ein Ton oder eine Geste. Friedrich Nietzsche selbst kritisiert wiederholt an der zeitgenössischen Kultur und am modernen Menschen das Fehlen der organischen Kraft, der Verlust der Einheit von Oberfläche und Form. Einen wichtigen Bezugsquell spiegelte Friedrich Nietzsche beispielsweise im architektonischen und künstlerischen Werk von Henry van de Velde.
Die sich aus sich selbst vermittelnde Aufgabe der Kunst ist sich und durch sich, die Gedanken rekapitulieren zu wollen. Ein Ich muss wollen - um zu Sein. Unmittelbar und nah am philosophischen Überbau partizipiert sich die künstlerische Aussage - ein aus dem Ich im gesellschaftlichen Wir seien wollen. Hieraus setzen sich die Sprach- und Gedankentupfen zu einem größeren Ganzen zusammen und bildet ein aus Aphorismen fragmentiertes, philosophisches Bild - ein Abbild. Die stetige Umbildung eines metaphorischen, philosophischen Weltbildes ist keine Andeutung an eine ewige „Moderne“, sondern eine Angleichung an Neudisponierungen von „Moden“. Andere Manifestationen von Betrachtungsebenen beschäftigen sich mit dem Erscheinen eines philosophischen Weltbildes. Die Form ist selbstreflektierende Dramaturgie und das Abbild der Welt, wie Sie um uns erscheint – abstrakt oder maskiert real. Nietzsche selbst betrachtete den Unterschied vom wahren Philosoph zum Künstler-Philosophen, in der Form des Wahrheitsgehaltes. Künstler greifen in Ihrer Arbeitsmethodik fragmentarische Bewusstseinsebenen, wie Beispielsweise aus der Philosophie auf, um sich ihrer zu bedienen und sie für sich zu instrumentalisieren eine Art Maskerade. Die Kunst-Philosophie als ein dramaturgisches Schauspiel? Ist nicht gerade das, was den artifiziellen Kunstbegriff einer Neuzeit wirklich wiederspiegelt, dass die Philosophie zu einer wahrhaftigen Rezeption ihrer selbst durchlaufen lässt, das einzig Wahre, in so Fern sich die Philosophie verstanden lassen will?
Die mythologische Figur des Zarathustra
Um dem psychologischen Bestandteil dieser historischen und philosophischen Figur gerecht zu werden, zentriert sich die Beschreibung dieses historischen Propheten auf die in einer Prosaform verdichteten Form von Friedrich Nietzsche (Die vier Teile des Zarathustra sind im Zeitraum vom November 1882 bis Februar 1885 entstanden.)
Mittels Rollenprosa übermittelt sich in Friedrich Nietzsches Werk ein Bild der denkenden Vorzeit über Sinnfälligkeiten, wie die der Figur des Abbildes von dem allumfassenden „Größenwahn“ als menschlichen Gestus. Und bildet betonender Weise gerade in der „Moderne“ einen Ausgangspunkt für fiktive Darstellungsfiktionen einer menschlichen „Gegenwart“. Einen grundlegenden Aspekt bildet Friedrich Nitzsches Werk in Form seiner Auslegungsvariationen von „Erkenntnistheorien“, Erkenntnis kann im realen Sinn nicht „gelehrt“ werden. Auch im Werk selbst finden sich anhand von entsprechenden sprach- und erkenntnistheoretischen Bemerkungen Gegenparte in Form eines als im gegenseitigen Wiederspruchs bestehenden Handlungsspielraumes. Friedrich Nietzsches Werk fragmentiert einen subjektiven Erkenntnisprozess einer historischen Figur und ist zu gleich ein analytisches Programm seiner selbst. Sobald ein künstlerisches Werk sich sublimiert in Werk und Verfasser hat es keinen faktischen Gehalt mehr, denn in der Systemtheorie eines Niklas Luhmann, vergleicht sich Alles in allem als Wiederholung von dem was vorher der Wiederholung vorangegangen war, nämlich der Prozess der Unterscheidungen.
Der vertonte Gestus in Malerei und Grafik
Das wörtlich, genommene „Betonen“ eines grafischen oder malerischen Arbeitsprozesses ist Ausgangsziel dieser Ausstellungsthematik. In musikalischen Improvisationsstücken (in Anlehnung an Gustav Mahlers 3. Symphonie ist Also sprach Zarathustra) von Monika Herrmann werden grafische und malerische, gestische Gebilde der abstrakten und surreal, anmutenden Geisteswelt der mythologischen Figur des Zarathustra in Figur und Grund reflektiert. In der von Nietzsche verfassten Prosadichtung des Zarathustra, bilden drei Verwandlungen in Form der Begriffs – Assoziationen: Demut_Freiheit_Selbstbestimmung – einen didaktisches Zentrum der Handlung. Auszug aus Zarathustra von Friedrich Nietzsche hierzu: „Drei Verwandlungen nenne ich euch des Geistes: wie der Geist zum Kamele wird, und zum Löwen das Kamel, und zum Kinde zuletzt der Löwe.“, diese Bildbegriffe bilden einen Hauptschwerpunkt seines lehrreich - philosophisch anmutenden Prosatextes.
In diesen surreal, verschmelzenden Bildformen artikuliert sich keine wirkliche Sinngebung sondern ein rein abstraktes, geistiges Konstrukt von Lebensbeanspruchungen. Die Sichtbarmachung und musikalisch vertonte Wahrnehmung dieser geistigen Ströme bilden die Idee zu dieser Ausstellungsthematik.
no text in english available.