"WEISS"-Projekt | 1999/2000

In diesem medienübergreifenden Projekt habe ich mich mit dem Wort: WEISS, als auch mit der Farbe als Material auseinandergesetzt. Das Wort Weiß ist eine deutschsprachige Bezeichnung für die Farbe Weiß, als Sammelbegriff. Weiß ist nicht gleich Weiß, aus dieser Schlussfolgerung formulierte ich die wirkungsdifferenzierte Betrachtung des bloßen Wortes WEISS. Die Farbe als Material, ist dahingehend so Vielfältig und vielschichtig zu betrachten, dass daraus verschiedene kleinere Projekte entstanden.

"Weiß-Film"

Der "Weiß-Film" spiegelt die melancholische und geschichtsbezogene Instabilität der Farbe WEISS. In vielen Kulturen ist WEISS eine Trauerfarbe oder eine zum "Schutz" eingesetzte Tarnfarbe in Kriegsgebieten. In dieser kulturell, verflochtenen Sichtweise metaphorisiert der Weiß-Film das eigentliche Desaster dieser Farbe. In diesem Film benutze ich Weiß-Sujets, wie beispielsweise, die Hände in WEISS waschen. Diese Metapher spielt auf eine Bruce Naumann Performance, Art Make-up No. 2: Pink (Detail), 1967-196816mm color films, silent - Videostill, an. In diesem Fall ist die politische Reflektion der Farbe WEISS unübersehbar.

Der weiße Raum, dieses Bild assoziiert den kulturellen Begriff der "Moderne", damit verknüpft man den weißen Kubus oder die weiße Wand. In diesem Fall, stelle ich durch das Bild der weißen Wäsche an der Wand, die Bedeutung der "Reinheit" in Frage. Die weiße Wäsche ist etwas betont menschliches, zu dem sich die künstlerische Ausdrucksform immer bekennt. Der weiße Hase, steht als Hommage an Beuys, als dieser in seiner Performance "Wie man dem toten Hasen die Bilder erklärt" (1985). Charakteristisch für Beuys war in dieser Aktion auch die Beziehung zwischen Denken, Sprechen und Gestalten. Der Hase ist ein Tier mit jahrhundertealter, umfassender Symbolbedeutung in allen Religionen: In der griechischen Mythologie der Liebesgöttin Aphrodite zugehörig, bei den Römern und Germanen Symbol der Fruchtbarkeit, christliches Symbol für Auferstehung. Er wird bei Beuys zu einem vielschichtigen und Interpretationsspielräume öffnenden Bestandteil der Performance. Indem Beuys mit dem toten Hasen die eigentliche lebendige Symbolbedeutung konterkariert, kann dieser beispielsweise als Symbol für Wiedergeburt aufgefasst werden. Diese Interpretation wird auch unterstützt durch die „Maske“, die Beuys während seiner Performance trägt: Gold als altes Symbol für Reinheit, Weisheit und die Kraft der Sonne, Honig als germanisches oder indisches Mittel für Regeneration und Wiederbelebung.

Der Hase ist Bedeutungsträger und tief verwurzelt in der mitteleuropäischen Kunstbetrachtung. In meinen Fall assoziiert er die gescheiterte "Aufklärung" als philosophisches Konstrukt, als Wegbereiter der Moderne.

Die Skatkarten, welche ich spielend und wahrsagerisch einsetzte, sind was sie auch im Skatspiel selbst bedeuten, das Manipulierbare. Im Skat geht es darum die meiste Zeit zu bluffen, es ist ein weniger kalkulierbares Spiel, wie vergleichsweise das Schachspiel. Das Skatspiel ist ein typisch deutsches Spiel. Im WEISS Film kommen die Skatkarten unkontrolliert und ohne jeden Bluff zum Einsatz, dies hat etwas von "Alice im Wunderland", als die Karten zur Dienstgarde mutierten.

"WEISS MALEREI"

In dieser Malereiserie behandelte ich die Farbe als ein dienstbares Material. Das verdeutlicht wie schwach WEISS als Farbe konstituiert ist. Mit Weißer Farbe überzog ich banal wirkende Alltagsgegenstände und übermalte mehrfach mit Weißer Farbe Leinwände, bis das Weiß darauf anfing zu reißen oder brüchig würde. Die Symbolik vergleiche ich als morbides Bedeutungsgefüge der Farbe WEISS. In der WEISS Malerei habe ich wieder auf den Begriff der "Moderne" verwiesen, denn soweit ist man sich kunsthistorisch einig, die Moderne war nicht WEISS, genauso wenig WEISS war die Antike. In so Fern ist es geradezu erstaunlich, dass WEISS eine Epoche so stilsicher symbolisieren kann. Anlehnende an die Auseinandersetzung mit der Farbe WEISS, habe ich mich an Robert Ryman orientiert. Ryman gilt als Vertreter der Analytischen Malerei. Sein Lebenswerk besteht in vielfältiger Auseinandersetzung mit der Farbe weiß und ist von internationalem Rang. Die fragilen weißen Bilder von Robert Ryman stellen immer eine Herausforderung an den Betrachter dar. Für ihn ist Weiß vielmehr die Farbe, die "sichtbar macht" und bei näherer Betrachtung eine ganze sichtbare Welt vor Augen führt.



"white"-project | 1999/2000